Ein Kommentar von DTB - Präsident Rainer Brechtken:
„Dienstleister für Vereinsentwicklung“ heißt das Motto des Deutschen Turntages 2009, der am 21. November in der Rhein-Mosel-Halle in Koblenz stattfindet. Der Slogan ist nicht neu im Deutschen Turner-Bund (DTB). Er unterstreicht jedoch die grundlegende Philosophie der Verbandsarbeit für den DTB und seine Landesturnverbände (LTV). Diese lautet: „Die Turn- und Sportvereine sind die Anbieter von Angeboten in den verschiedensten Sportarten, als Leistungs- und Wettkampfsport sowie als Freizeit- und Gesundheitssport. Die Fachverbände unterstützen die Vereine mit Dienstleistungen in ihren jeweiligen Sportarten, damit diese als Sportanbieter vor Ort konkurrenzfähig bleiben können und ihren Mitgliedern ein attraktives, zeitgemäßes und zielgruppengerechtes Angebot bieten können.“
Die Dienstleistungen der Fachverbände bestehen für den Leistungs- und Wettkampfsport in ihren Sportarten beispielsweise in der Bereitstellung eines Wettkampfsystems, Festlegung von Regeln und Inhalten für die Sportarten, Aus- und Fortbildung von Trainerinnen und Trainern, Kampf- und Schiedsrichtern. Aber auch die Förderung und Entwicklung von sportlichen Talenten bis hin zu Nationalmannschaften gehört zu derartigen Dienstleistungen.
Die Fachverbände sind auch für die Betreuung der freizeit- und gesundheitssportlichen Ausprägung ihrer jeweiligen Sportarten verantwortlich. Hier sind die Dienstleistungen für die Vereine schwerpunktmäßig in der Aus- und Fortbildung von Übungsleiterinnen und Übungsleitern, der Zertifizierung von Angeboten, der Aufarbeitung von Trends und Entwicklungen von Angebotsinhalten inklusive Unterstützung bei der Qualitätssicherung zu sehen. Besondere Aufmerksamkeit genießt hier auch die Beratung von Vereinen: Zum Beispiel in der Frage, wie die sportlichen Bedürfnisse der Mittelschicht bzw. der mittleren Altersgruppen unserer Gesellschaft berücksichtigt werden können, um diesen finanzstarken Teil der Bevölkerung an den Verein zu binden. Die Dienstleistungen beziehen sich dabei auf Beratung beim Betrieb von Fitness-Studios, bei der flexiblen Gestaltung von Angeboten bis hin zur Entwicklung neuer Raumkonzepte, etwa das vom DTB entworfene „Zukunftsmodell Turn-Mehrzweckhallen“.
Der DTB und seine Untergliederungen sind in diesem Sinne als Fachverband zuständig für die Sportarten, die unter Turnen und Gymnastik zusammengefasst sind. Diese werden ganzheitlich betreut in ihren jeweiligen Ausprägungen im Leistungs- und Wettkampfsport sowie im Freizeit- und Gesundheitssport. Auf Grund der historischen Entwicklung von Turnen und Sport in Deutschland legt der DTB seit jeher großen Wert auf die Betreuung des Freizeit- und Gesundheitssports. Die meisten Vereinsangebote in diesem Bereich lassen sich – auch heutzutage mit ihren vielfältigen Fantasie-Bezeichnungen – zurückführen auf Ausprägungen von Turnen und Gymnastik. Früher firmierten diese unter „Jedermannturnen“ bis sie in den 80er/90er Jahren mit der vorbildlichen „aktiv(er)leben“-Kampagne eine modernisierte Fortsetzung erfuhren.
In Anknüpfung an diese Tradition haben der DTB und seine LTV in den letzten Jahren die Grundlagen ihrer Verbandsarbeit aktualisiert und 2004 das Leitbild „Wir schaffen Bindung!“ als Grundsatzprogramm beschlossen. Darin werden als Kern-Aufgaben der Verbandsarbeit u. a. die Stärkung unserer Grundsportarten Gerätturnen und Gymnastik, die Positionierung der Marke Kinderturnen, die Marktführerschaft im Fitness- und Gesundheitssport und die Förderung unseres olympischen Spitzensports bezeichnet. Das Leitbild legt zudem konkret die Zielgruppen der Verbandsarbeit fest und definiert die Aufgabenteilung zwischen Bundesebene, LTV und den regionalen Untergliederungen in den jeweiligen Schwerpunkten.
Auf dieser Grundlage haben wir auch das Markenkonzept mit „Kinderturnen“, „Turnen“ und „GYMWELT“ entwickelt. Mit den jetzt vorliegenden Dienstleister-Konzepten im Kinderturnen und der GYMWELT wollen wir unsere Programme bundesweit gemeinsam mit den LTV und den Turngauen, Turnkreisen oder Turnverbänden umsetzen. Wir wollen den konkreten Anforderungen der Vereine in unseren Betreuungsbereichen flächendeckend gerecht werden.
Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, mit meinen Ausführungen nachweisen zu können, in welcher Weise der DTB als Fachverband seine Verantwortung als Dienstleister für Vereinsentwicklung wahrnimmt. Vor diesem Hintergrund habe ich kein Verständnis, wenn es in Diskussionen zur Mitgliedermeldung und Beitragserhebung heißt, die Fachverbände kümmern sich nur um Spitzensport, die Vereine sind daher nicht bereit, dafür Beiträge zu entrichten. Oder wenn es heißt, die Fachverbände sollten erst einmal Dienstleistungen erbringen, wenn sie von den Vereinen Mitgliedermeldung und Beiträge erwarten. Ich halte dieses pauschale Urteil für falsch und ungerecht.
Stattdessen bitte ich um Prüfung der Dienstleistungen, die Fachverbände in ihren Sportarten für Vereine erbringen und um Einfordern von benötigten Dienstleistungen bei Defiziten. Und ganz zum Schluss bitte ich auch um faire Würdigung der Anstrengungen von Fachverbänden. Und zwar nicht nur verbal, sondern auch mit dem entsprechenden Beitrag zur Solidarfinanzierung im organisierten Sport.