Rhönradturner Luca Christ lässt den Traum vom WM-Gold wahr werden
Mehr als ein Jahr ist vergangen als zum ersten Mal die Möglichkeit einer WM-Teilnahme für den Rhönradturner Luca Christ vom VfL Lahnstein in Betracht gezogen werden konnte.
Den Grundstein hierfür legte er selbst mit dem Gewinn der Deutschen Jugendmeisterschaften im Mai 2012 und der damit verbundenen Chance auf die Teilnahme an den beiden Qualifikationswettkämpfen für die WM 2013.
Es folgten harte Trainingsmonate bis zum ersten WM - Qualifikationswettkampf im Februar 2013 im märkischen Straußberg.
Schienen die erforderlichen Punktzahlen für den Jungturner im Vorfeld schwer erreichbar, turnte Luca sich im Wettkampf mit hohen Wertungen seinem Traum von der WM ein deutliches Stück näher. Das erste Etappenziel war erreicht.
Nachdem die Zahl der WM-Teilnehmer noch einmal heruntergesetzt wurde, hieß es bei der zweiten WM-Qualifikation im März in Marburg Nerven behalten.
Und Nerven behielt Luca und steigerte seine Leistung erneut deutlich und damit seine Chance auf die WM-Teilnahme. Auch wenn alle Voraussetzungen erfüllt waren, so wurde die letzte Entscheidung vom TK-Rhönradturnen gefällt.
Dann endlich ein Tag später erfolgte die Berufung ins „Nationalteam Deutschland“.
Die Freude war groß für den jüngsten Turner der Nationalmannschaft. „Dabei sein ist alles!“ Unter diesem Motto startete Luca ursprünglich, erkannte aber sehr schnell, dass dies nicht das endgültige Ziel sein kann. Es folgten wieder intensive Trainingswochen bis endlich der Abflug in die USA gekommen war.
In Chicago angekommen, war kaum Zeit sich auf die Zeitverschiebung und Klima einzustellen. Direkt am nächsten Morgen startete das volle Programm: Teambesprechung, Bodengewöhnung, Training. Der zweite Tag gestaltete sich ähnlich. Am Mittwoch wurde es dann ernst.
Die erste Disziplin Kür Spirale bei den Mehrkampfmeisterschaften stellte direkt eine Herausforderung dar. Auch wenn die Klimaanlage für gute Turntemperaturen sorgte, so ließen die Boodenverhältnisse zu wünschen übrig. "Ein schwieriger Boden, der keine Fehler verzeiht", so die Bundestrainerin.
Das war zum Glück aber nicht erforderlich. Von der ersten Radumdrehung bis zum Sprungabgang gab es fast nichts zu bemängeln, so dass Luca mit einer persönlichen Bestleistung von 7,95 Punkten in den zweiten Wettkampftag starten konnte.
Am Donnerstag fuhr Luca mit seiner Paradedisziplin Kür Sprung fort.
Zwei Sprünge hatte jeder Turner, der bessere ging in die Wertung. Luca ließ nichts anbrennen. Direkt der erste Sprung "Salto gestreckt mit ganzer Schraube" ergab eine Schwierigkeit von 4,0 Punkten und brachte ihm wieder eine persönlich Bestleistung von 8,85 Punkten und sicherten ihm damit einen Punktvorsprung. In der Gesamtwertung hieß das bis hierhin Platz eins.
Doch die alles entscheidende Disziplin Kür Gerade stand noch aus. Schwer vorstellbar, dass Luca bei dieser Disziplin seinen Vorsprung gegenüber dem 0,60 Punkten zurückliegenden Homeyer (Deutschland) halten könne.
Doch es wurde spannend und es kam anders als erwartet. Einen Treppchenplatz im Auge holte Luca alles aus sich heraus und erturnte mit 9,90 Punkten seine absolut höchste persönliche Geradewertung.
Die Vorlage war für die Konkurrenz und für den Teamkameraden sehr hoch und nur mit Spitzenwertungen war es noch möglich die Führung zu übernehmen. Die sonst sehr sicheren Top-Favoriten Jack Gomberg (USA), Koen Douwes Dekker (Niederland) und nicht zuletzt der diesjährige Deutsche Meister Marvin Homeyer hatten mit Unsicherheiten und entsprechenden Punktabzügen zu kämpfen. Kaum hatte der letzte Turner seine Kür beendet erfolgte die Siegerehrung und das Unfassbare wurde wahr, Luca erhielt WM-Gold im Mehrkampf mit einem glücklichen Zehntel Punktvorsprung.
Ein bewegender Moment als die Nationalhymne eigens für den Sieger gespielt wurde. Erstaunt und regungslos ließ Luca die Zeremonie über sich ergehen. Getrübt wurde seine Freude allerdings dadurch, dass sich sein Teamkamerad Marvin Homeyer aus Taunusstein bei der letzten Disziplin verletzte und später noch medizinisch versorgt werden musste.
Mit Gold für Luca und Silber für Marvin gingen diese ersten Medaillen bei den Juniorturnern an das Team Deutschland.
Die Juniorinnen lieferten sich ein nicht weniger spannendes Duell und sicherten Gold, Silber und noch Bronze für Deutschland.
Nach diesem Erfolg gab es einen Tag Auszeit, die die Turner aber trotzdem in der Halle verbrachten, um die Senioren/innen und die Mono Wheeler in ihren Wettkämpfen anzufeuern.
Mit seiner hervorragenden Vorstellung im Mehrkampf sicherte sich Luca auch die Teilnahme in allen drei Einzeldisziplinen im Finale. Hätte er die Wahl gehabt, hätte er auf die „Ķür Gerade“ gerne verzichtet.
Gestartet wurde bei den Junioren wieder mit Kür Spirale. Nicht ganz so sicher wie im Mehrkampf turnte er sich auf Platz 2 hinter seinem Teamkameraden. Gold für Marvin Homeyer und Silber für Luca.
Dass der Kür Sprung seine aussichtsreichste Disziplin war, hatte er bereits im Mehrkampf gezeigt und stellte es auch im Einzel nicht in Frage. Mit mehr als einem Punkt Vorsprung konnte er Gold für Deutschland sichern. Silber ging nach den Niederlanden und Bronze blieb in den USA.
Die letzte Disziplin, das stand außer Diskussion, würde für Luca keine Medaille bringen. Aber das war mittlerweile nicht unbedingt erforderlich. Luca hatte schon so viel auf dieser WM erreicht, dass es hier nur noch darum ging vernünftig durchzuturnen. Die Konkurrenz nutzte mit Spitzenleistungen ihre Chance, so dass Luca noch einmal alles geben musste. Auch hier zeigte er Nervenstärke und arbeitete sich mit ausgezeichneter Leistung auf Platz drei hinter Israel und Holland. Ins Staunen kamen die Turner und Zuschauer bei der Siegerehrung über die Freude der Israelischen Mannschaft, die hier ihre erste Goldmedaille zu verzeichnen hatte und darüber, dass die komplette Hymne lautstark und mit beeindruckender Überzeugung mitgesungen wurde.
Nachdem auch die Seniorinnen und Senioren ihre Finalwettkämpfe äußerst erfolgreich beendet hatte, konnte die große Abschlussparty endlich starten, bevor sonntags nach einem gemeinsamen Brunch Abschied genommen wurde.
Ein großer Traum und ein großartiges Erlebnis von außergewöhnlichem Erfolg gekrönt wird für Luca Christ unvergessen bleiben. Es ist für ihn ein besonderes Gefühl nicht nur der Jüngste sondern auch mit zweifachem Gold, einmal Silber und einmal Bronze der erfolgreichste Medaillensammler der WM 2013 gewesen zu sein.